70 Jahre Papa Moll

eine Begleitveranstaltung zur grossen Geburtstagsfeier vom Sonntag, 18. September im Kurpark Bad Zurzach

Erstmals präsentiert die neue Papa Moll Original Edition unveröffentlichte Dokumente und Bilder der Schöpferin Edith Oppenheim-Jonas (1907-2001) in einer limitierten Auflage von 25 Expl. pro Werk. Die Werke sind verkäuflich. Im Weiteren werden Vorstufen der Erfolgsgeschichte gezeigt, die in den Jahren 1950–1952 entstanden sind. Ergänzt durch Karikaturen der Künstlerin. Ein Augenschmaus.          

Was haben Bad Zurzach und Papa Moll mit Ägypten gemeinsam? Bekanntlich hat die Heilige Verena ihre Ursprünge im ägyptischen Theben. Aber auch Papa Moll ist in Ägypten bekannt. Schweizer Touristen, welche die Pyramiden besuchen, werden häufig von den um Bakschisch bettelnden Kindern als „Papa Moll“ angesprochen; irgendwelche Besucher aus der Schweiz müssen vor vielen Jahren einmal Papa Moll dort bekannt gemacht haben. Papa Moll ist in Ägypten zu einer Art Synonym für Schweizer Kultur geworden …

1952 erhielt die Künstlerin Edith Oppenheim-Jonas (1907 – 2001) den Auftrag, eine Comic-Figur für die Kinderzeitschrift JUNIOR zu entwerfen. Anstoss dafür gab Pro Juventute, die eine Alternative zu den Comics aus dem Ausland wünschte. Und so erfand die dreifache Mutter die Kinderfigur Papa Moll – nach verschiedenen Vorstufen.  Ab 1967 kamen die Papa-Moll-Geschichten in Buchform auf den Markt. EJO entwarf die Geschichten stets mit Bleistift und malte sie von Hand aus. Wichtiger Bestandteil war von Anfang an Verse. Oft durchliefen die Geschichten zahlreiche Stadien, Computerarbeit gab es noch nicht. – Die Ausstellung gewährt erstmalig Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Comicfigur, die heute als Kultfigur der Schweizer Comicszene gilt. Die ersten Kurzgeschichten wurden ab 1953 regelmässig in den JUNIOR-Heften veröffentlicht und kostet 50 Rappen. Nach 1967 erscheinen die Papa-Moll-Geschichten in Buchform beim HUG-Verlag und ab 1974 im Globi Verlag, der wiederum seit 2007 zum Orell Füssli Verlag gehört. Parallel zu den alljährlich publizierten Papa Moll-Büchern (in den letzten Jahren gestaltet von Rolf Roloff Meier) erschienen die vom Verlagshaus Phonag Records produzierten Papa Moll-Hörspiele auf CD/DVD.  Verkauft wurden bis heute über 1,6 Mio. Bücher. 2011 fand in Bad Zurzach der Startschuss für das PAPA-MOLL-LAND statt. 2014 erschienen in China die Bände 1–25 auf Chinesisch. 2017 folgte die Premiere der Film- und Familien-Komödie «Papa Moll und die Entführung des fliegenden Hundes» (Zodiac Pictures Ltd. Regie Manuel Flurin Hendry. Stefan Kurt in der Titelrolle). Der erfolgreiche Spielfilm ist teilweise in Bad Zurzach entstanden und tourt seither in verschiedenen Sprachfassungen rund um die Welt.     

Ein Rückblick
1932 heiratet Edith Jonas den Patentingenieur Eric Oppenheim.  Die Gründung der eigenen Familie fällt in eine schwierige Zeit: Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg. Die erfindungsreiche, kreative Frau findet ein neues Betätigungsfeld: Vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kommen Spielwaren, Bilder- und Malbücher beinahe ausschliesslich aus Deutschland – durchsetzt mit brauner Ideologie. Bald einmal versiegt der Import. Edith Oppenheim springt in diese Marktlücke. Sie entwirft Puppenstuben, Modelle für Kasperlitheater, zeichnet Malbücher, Ausschneidebogen, gestaltet Stickbilder, Holzspielsachen und Postkarten – auch für die schweizerische Landesausstellung 1939. Die Fastnachtszeit ist ihr besonders wichtig. Den Kursaal der Stadt Baden verwandelt Edith Jonas alljährlich mittels monumentaler Karikaturen und Witzzeichnungen zu einem Humorfestival. Humor wird für die Künstlerin das geistige Mittel, um die Unzulänglichkeiten und Schwachstellen der Menschen und der Gesellschaft besser zu ertragen. Nach den Kriegsjahren der Entbehrung und der Ängste entsteht so, wenige Jahre nach 1945 der Papa Moll. Damals gibt es noch keinen wirtschaftlichen Aufschwung, noch keine Hochkonjunktur.

Die Papa-Moll-Idee
Das Familienoberhaupt spielt auch in der realen Familie eine zentrale Rolle. Edith Jonas selbst ist in einer Familie mit drei Kindern aufgewachsen. Auch sie bringt wiederum zwei Söhne und eine Tochter zur Welt. Zwei Söhne und eine Tochter sollte auch die Familie Moll erhalten. Edith Jonas entwirft  zunächst eine Mutterfigur. «Aber ich spürte sehr rasch, dass ich zu wenig Abstand gewinnen würde», notiert sie in ihren Erinnerungen. Edith Jonas‘ Mann ist in Grossbritannien aufgewachsen und bringt den feinen englischen Humor in die Familie. Er ist eine humorvolle Persönlichkeit, eher auf Dur als auf Moll gestimmt. Da sich Dur weniger als Name eignet, wählt Edith Jonas Moll als Name der neuen Vaterfigur. Papa Moll, Mama Moll, Willy, Fritz und Evi und der Dackel Tschips – das sind die Figuren, die Edith Jonas entwickelt. Jede dieser Figuren besitzt ihren eigenen, unverkennbaren Charakter, mit dem sich die Leserschaft identifizieren kann. Viele der Geschichten gehen auf reale Ereignisse und Erlebnisse in der eigenen Familie zurück. „Du, mir ist eine Papa-Moll-Geschichte passiert!“ ist ein häufiger Ausspruch in der Familie. Und dennoch wird die Realität nicht einfach Eins zu eins abgebildet; es bedarf der Umsetzung, der Gestaltung, soll die Dramaturgie der Geschichte funktionieren. Das Einfachste ist oft das Schwierigste.

Zum Charakter von Papa Moll
Gleich zu Beginn seines Daseins deklariert sich Papa Moll in diesem Sechszeilig als Anti-Held. Er ist keinesfalls der Supermann, der souverän die Geschicke seiner Familie lenkt; er ist von nonkonformer rundlicher Gestalt, mit einem einzigen Haarbüschel auf dem vergnügten Eierkopf. Hingegen ist Papa Moll ein guter Vater und Ehemann mit klaren Grundsätzen und Idealen. Doch die guten Vorsätze werden laufend umgestossen, teils durch eigenes Verschulden, teils durch Missgeschicke, teils durch äussere Umstände. Dadurch wird Moll gezwungen, gegen seine tiefsten Überzeugungen zu handeln. Die Moll-Story spiegelt eine allgemein menschliche Grunderfahrung: Vorsätze sind gut – aber das Leben spielt nicht immer mit.

Die Kindheit mit dem Zeichenstift – zur Schöpferin des Papa Moll
Humor, das muss so etwas, wie ihre Lebensphilosophie gewesen sein; Humor, das Lachen, hat ihr den Zugang zu den Menschen ermöglicht. Mit ihrer übermächtigen Fantasie, mit der steten Lust am Fabulieren, Malen und Illustrieren, hat Edith Oppenheim Jonas sich auch als Künstlerin durchgesetzt. Wann immer diese Frau – oder schon das Kind – einen Zeichenstift in die Hand nahm, sie tat es mit fast schon akribischer Leidenschaft. Davon erzählen ihre vielseitigen, reichhaltigen, künstlerischen Aktivitäten, zu denen die millionenfach verbreiteten Papa Moll-Geschichten gehören, wie auch die zahlreichen Bilder, die heute zum Teil in öffentlichem oder privatem Besitz sind. In Erinnerung sind aber auch ihre humorvollen Karikaturen und Illustrationen aus dem Nebelspalter und aus anderen Zeitungen und Zeitschriften. Ihr künstlerisches Schaffen bündelt sich auf einer farbenfrohen Palette voller Fantasie und Kreativität. Edith Oppenheim-Jonas verstarb 93-jährig am 23. März 2001.

Vernissage:
Freitag, 9. September 2022, 18:00 Uhr
Einführung: Roy Oppenheim

Grosse Geburtstagsfeier
Sonntag, 18. September im Kurpark Bad Zurzach

Finissage:
Sonntag, 2. Oktober 2022, 11:00 – 13:00 Uhr

Öffnungszeiten:
Mittwoch – Samstag 14:00 – 17:00 Uhr // Sonntag 11:00 – 17:00 Uhr